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Geschichte vom Grünen Baum in Sonneberg zur Wendezeit

Die Geschichte vom Grünen Baum
in Sonneberg

Der Ort Hönbach, der bereits im Jahr 1317 in Aufzeichnungen erwähnt wurde, liegt an der alten „Heer- und Handelsstraße“ von Leipzig nach Nürnberg, die schon Napoleons Truppen durchquerten. Der lebendige Fuhrwerksverkehr auf der Straße Neustadt-Sonneberg, die im Jahr 1834 gebaut und mit Ahornbäumen bepflanzt wurde, inspirierte einen Hönbacher dazu, eine Gastwirtschaft an dieser Straße zu errichten. Mit dem Bau des neuen Dorfes begann im Jahr 1867 auch die Entstehung des heutigen Grünen Baums, wie Wilhelm Perlet in seinen Aufzeichnungen festhält.

Das Gasthaus wurde von Bernhard Schmidt erbaut und später von seinem Sohn Eduard Schmidt sowie Frau Berta mit Landwirtschaft und Fleischerei weitergeführt. Das eingeschossige Fachwerkhaus wurde 1932 aufgestockt und um einen Saal erweitert. Die Tochter Erna heiratete den Fleischermeister Willy Engelhardt. Nach ihrem frühen Tod führte Willy Engelhardt die Gastwirtschaft gemeinsam mit seiner zweiten Frau Rosa weiter, die Schülerin der bekannten Kochschule Hedwig Kost war. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor: Helene und Erna. Auch die dunklen Zeiten des Zweiten Weltkriegs hinterließen ihre Spuren. Am 22. März 1947 verstarb Rosa Engelhardt. Im Mai desselben Jahres mussten alle Bewohner das Haus verlassen. Die Gemeinde stellte ihnen Schlafplätze, Versorgung und Aufenthaltsmöglichkeiten bereit. Während dieser Zeit wurde der „Grüne Baum“ als Zoll- und Kommandantur genutzt. Hier entstand ein Grenzübergang zwischen der sowjetischen und amerikanischen Besatzungszone.

1948 heiratete Willy Engelhardt seine dritte Frau Elli, die ebenfalls Schülerin an der Kochschule „Hedwig Kost“ war. Sie brachte sowohl Helene als auch später Gabriele die Kochkunst bei. Am 31. Juni 1949 fand ein Fußballspiel zwischen der Sonneberger und der Neustadter Mannschaft auf dem Gebiet der „Gebrannten Brücke“ statt. Nach dem Spiel kam es zu einer Massenflucht von Sonnebergern über die Grenze, die kaum noch kontrolliert werden konnte. Die Grenze wurde schließlich 1951 vorerst das letzte Mal geöffnet. Die Amerikaner waren nur kurze Zeit hier. 1953 mussten die Bewohner erneut für drei Jahre ausziehen, da die russischen Truppen kamen. Nach umfangreichen Reinigungsarbeiten konnte die Gaststätte in den späten 1950er Jahren wieder öffnen.

Trotz der politischen Grenzen wurde der Saal des Grünen Baums bei Festen wie Kirmes, Frauentag oder anderen Veranstaltungen rege genutzt. Besonders bei der „Kirchweih Beerdigung“ in Hönbach kamen oft viel mehr Gäste zusammen, als der Saal eigentlich fassen konnte – damals manchmal mehr als 150 Personen. Schon damals wurde das Lied gesungen: „Als Hönbach noch bei Neustadt lag“, was die Obrigkeit nicht immer gern hörte.

Am 9. November 1989 öffnete sich schließlich nach über 40 Jahren die Grenze nach Bayern – ein bedeutender Moment für die Region. Zu dieser Zeit führte Helene Seliger, geborene Engelhardt, gemeinsam mit ihrem Ehemann Walter das Gasthaus. Die Straße zwischen Neustadt und Sonneberg wurde nun zum Dreh- und Angelpunkt zwischen Ost und West. Innenminister Peter Michael Distel besuchte die Gaststätte, um sich für die Wiedervereinigung zu stärken. Der Staatsvertrag über die Abschaffung von Personenkontrollen wurde an der „Gebrannten Brücke“ mit Wolfgang Schäuble unterzeichnet, bei Anwesenheit des bayrischen Innenministers Edmund Stoiber. Die Grenzübergangsstelle wurde damals in provisorischen Gebäuden eingerichtet, und Tausende Menschen strömten zu Fuß oder mit dem Auto Richtung Bayern. Viele stärkten sich vor oder nach ihren Besuchen im Westen in der Gaststätte. Für das Gasthaus war das Ende des Sperrgebiets eine große Chance. Die „Gebrannte Brücke“ gilt heute noch als Orientierungspunkt zwischen Hönbach und Neustadt. Bereits im 12. Jahrhundert war der Ort ein Grenzpunkt und ist heute mit einem Gedenkstein markiert.

Im Oktober 1991 übernahmen Gabriele Schindhelm, Tochter von Helene und Walter, gemeinsam mit ihrem Ehemann Matthias die Leitung des Hauses. Nach einigen baulichen Veränderungen wurde die Gaststätte wieder eröffnet. Im Mai des folgenden Jahres wurden die 14 Hotelzimmer fertiggestellt, und der Hotelbetrieb begann zum „Puppenfest“. Im Laufe der Jahre wurden immer wieder Sanierungsarbeiten durchgeführt, um das Gebäude zu erhalten und zu modernisieren. 2016 erhielt das Haus einen frischen grünen Anstrich, und die Innenausstattung wurde zeitgemäß gestaltet. Im Jahr 2024 entschloss sich Gabriele Schindhelm, dem Grünen Baum einen modernen Wandel zu geben: Seitdem werden im Restaurant ausschließlich vegane Speisen angeboten.

Sonneberg zur Wendezeit
Sonneberg zur Wendezeit

Die ehemalige Grenze, unweit der Gaststätte, wird heute als erstes gesamtdeutsches Naturschutzprojekt in Form eines Wander- und Radwegs genutzt. Das sogenannte „Grüne Band“ ist ein beeindruckender Weg, der sich entlang des einstigen Grenzstreifens zwischen Ost- und Westdeutschland erstreckt. Der Kolonnenweg in Südthüringen ist ein bedeutender Teil dieses Grünen Bands. Er ist eine faszinierende Route, die eng mit der Geschichte der DDR verbunden ist. Entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze bietet der Weg Wanderern die Gelegenheit, die abwechslungsreiche Landschaft – mit Wäldern, Feldern und Grenzgebieten – zu erkunden und dabei mehr über die historische Bedeutung dieses Abschnitts Deutschlands zu erfahren.

Der Weg ist gut markiert und führt durch eine vielfältige Natur, ergänzt durch Informationsstellen, die die Geschichte des Grenzsystems anschaulich erklären. So kann man beim Wandern nicht nur die Natur genießen, sondern auch auf spannende Weise etwas über die Vergangenheit lernen. Für alle, die Interesse an Geschichte haben und die Schönheit der Natur erleben möchten, ist der Kolonnenweg eine ausgezeichnete Wahl. Das Hotel liegt nicht nur nah an der historischen ehemaligen Grenze, sondern auch in der Nähe von Attraktionen wie der Spielzeugstadt Sonneberg, der Glasbläserstadt Lauscha sowie den bayrischen Burgenstädten Coburg und Kronach.

Wir hoffen auf noch viele weitere erlebnisreiche Jahre und freuen uns auf die Zukunft dieses besonderen Ortes!

Informationen zu Wanderwegen finden Sie zum Beispiel HIER.

» Bilder mit freundlicher Genehmigung von Carl-Heinz Zitzmann

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